Chronik der SG Weyarn 1867 e.V.
im Bayerischen Sportschützenbund - Gau Holzkirchen


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Vorgeschichte

1.Seite Protokollbuch Nach dem Ende des Krieges, in dem das Königreich Bayern an der Seite der Österreicher gegen die Preußen kämpfte gründeten 10 Männer die Schützengesellschaft Weyarn.
Es waren dies: Lorenz Kirchberger, Josef, Sedlmair sen., Sebastian Stadler, Paul Bartenhauser, Simon Scheid, Alois Rainer, Johann Kirchberger, Anton Rainer, Josef Hengler und Sebastian Grünwald (siehe Abbildung der ersten Seite des Protokollbuches).

Der erste Schützenmeister im Jahre 1867 war der Büchsenmacher und Bildhauer Alois Mair aus Weyarn. Einladung zum Schiessen Er übergab 1869 die Amtsgeschäfte an den Maurermeister Lorenz Rainer, unter dessen Führung die Mitgliederzahl bis 1879 auf 40 anstieg. Für deren Begeisterung an der Schützensache sprachen schon allein die zum Teil enormen Fußmärsche, die zu den Kranzlschießen zurückgelegt werden mußten.
Nach Stürzlham, Seiding, Thalham und Holzolling, sogar bis auf den Taubenberg marschierte man, um Schießabende abzuhalten (siehe dazu Abb. des Einladungsschreibens vom 18.01.1868). 

Das nächste Foto, um 1880 gemacht, zeigt die ersten Mitglieder, die sich eigentlich Zimmerstutzen-Schützengesellschaft nannten.

Foto um 1880

Im Jahre 1882 fand dann der erste Schützenball statt. Ebenfalls in diesem Jahr abonnierte man zum ersten Mal die Schützenzeitung für einen Betrag von 3,35 Mark inklusive Zustellung. Blättert man in den alten Aufzeichnungen, so sieht man, daß die Mitgliederzahl langsam, aber stetig wuchs. Auch in der korrekten Buchführung über Einnahmen und Ausgaben kann man bis ins Gründungsjahr fasziniert lesen (siehe nächste Seite), vorausgesetzt man ist der altdeutschen Schreibweise (Sütterlin) mächtig.

Ein/Ausgaben 1905 Ein/Ausgaben 1906

Im Jahre 1894 zählte der Verein 56 Mitglieder, 3 Jahre später waren es nur noch 34. Gründe für diesen Rückgang sind heute nicht mehr nachvollziehbar. Festzuhalten ist jedoch, daß regelmäßige Schießen stattfanden und die Gesellschaft stets aktiv war.

Der 1. Weltkrieg

Die erste große, unfreiwillige Pause brachte der 1. Weltkrieg mit sich. Das vorläufig letzte Endschießen war am 26.07.1914 im Gasthof Post. Der Kassenbestand betrug 151,29 Mark, wovon den Mitgliedern im Felde Liebesgaben in Höhe von 59 Mark geschickt wurden. Am 6. März 1919 fanden dann wieder Neuwahlen statt, wo Dionys Schnitzenbaumer zum 1. und Johann Grünwald zum 2. Schützenmeister gewählt wurden. Beim ersten Kranzl nach dem Krieg, am 15.03.1919, trafen sich bereits wieder 26 Schützen im Gasthof Post und jeder von ihnen zahlte 1,50 Mark Einlage. 1920 zählte man schon wieder 30 Schützen. Sogar der Ortspfarrer und die beiden Lehrer zählten zu den Aktiven. 11 Schießabende in diesem Jahr ließen auch das Vereinsvermögen wieder wachsen.

Ein Jahr später feierte man das erste größere Jubiläum: 50 Jahre Schützengesellschaft Weyarn. Am Jubiläumsschießen nahmen 160 Schützen teil, bei einer Einlage von 20 Mark. 11 759 Mark wurden dabei eingenommen. Die Inflation hatte bereits Einzug gehalten. Man bedenke, im April 1923 kostete 1 Schachtel Munition 2000 Mark. Ein Ausschußbeschluß aus diesem Jahr beschränkte deshalb die Preisschießen auf ein Mindestmaß. Unter dem Namen "Kleinkaliberverein Weyarn und Umgebung" schoß man im Mühltal, unter der heutigen Mangfallbrücke, in den Sommermonaten auch Kleinkaliber. Das hervorstechendste Ereignis war der Besuch und die Teilnahme des Herzogs Albrecht im Jahre 1928 (siehe Bild).

Besuch von Herzog Albrecht 1928

Besuch von Herzog Albrecht 1928


Die Fahnenweihe 1930 durch Pfarrer Hacker und das erste Königsschießen 1934 sind die letzten protokollierten größeren Ereignisse. Sylvester Schnitzenbaumer, damals jüngster Schütze des Vereins, errang die Königswürde. Über den Verbleib der ersten Schützenkette, die hauptsächlich mit Golddukaten bestückt gewesen sein soll, weiß man heute leider nichts mehr. Auch Schützenscheiben aus dieser Zeit sind nicht mehr auffindbar. Die älteste Scheibe stammt aus dem Jahr 1934. Mehr Bilder unserer Schützenscheiben in dieser Galerie. Durch Spenden der Mitglieder konnte 1934 eine neue Kette angeschafft werden. Heinrich Walser, langjähriger Zieler, rettete sie über die Wirren des 2. Weltkriegs hinweg, wobei sie unter anderem auch zeitweise in seinem Misthaufen versteckt war.

Nach 1945

So hatte man zumindest dieses Prunkstück gerettet als man sich am 29.11.1952, nach gut 10 Jahren Pause, zur ersten Versammlung wiedertraf. Die Neuwahlen bestätigten Anton Klein als Schützenmeister. Er leitete 32 Jahre lang die Geschicke des Vereins. Anläßlich seines 65. Geburtstages wurde er 1959 zum Ehrenschützen-meister ernannt, mit der goldenen Plakette des bayrischen Schützenbundes und der höchsten Ehrung des Schützengaues Holzkirchen, dem "grünen Band", ausgezeichnet. Leider verstarb er bereits ein Jahr später. Sein Nachfolger wurde Paul Bleimeier, heute unser ältestes Ehrenmitglied.
Er wiederum wurde am 14.10.1961 von Josef Würzhuber aus Thalham abgelöst, der dem Verein fast 20 Jahre lang vorstand und mit Begeisterung und Engagement für das Schützenwesen wirkte. Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet durch Beständigkeit und Regelmäßigkeit: Königsschießen, Strohschießen, Gauschießen und später Teilnahme an Rundenwettkämpfen und Meisterschaften, nicht enden wollende Ausschußsitzungen und eine ständig wachsende Mitgliederzahl.
Im Jahre 1965 löste der Beitritt der ersten drei Damen eine kleine Revolution aus. 1967 waren dann 100 Jahre erreicht. Unruhige, ereignisreiche, aber alles in allem erfolgreiche Jahre hatten den Schützengeist über diese lange Zeit erhalten. Dieses Ereignis wurde natürlich gebührend gefeiert: mit einem Festzelt, Ehrungen und Auszeichnungen und einer neuen Fahne. Als Fahnenmutter stellte sich Barbara Stacheder zur Verfügung, als Fahnenbraut Friedl Bleimeier.

neue Fahne von links neue Fahne von rechts

Die neue Fahne von 1967 von beiden Seiten

beim Alten Wirt im Saal Ende der sechziger Jahre wurden Kranzlschießen und sonstige Veranstaltungen entweder im Saal des Gasthofes "Alter Wirt" oder im Nebenzimmer der Gaststätte "Lindl" beim Füger in Fentbach abgehalten. Obwohl man sich dort sehr wohl fühlte, wurde der Wunsch nach den "eigenen vier Wänden" immer stärker. Hinzu kamen noch die Probleme, die Auflagen des Landratsamtes bezüglich der Sicherheit von Schießständen zu erfüllen. Das veranlaßte die Vorstandschaft, nach Ausweichmöglichkeiten zu suchen. Anfangs wurden etliche existierende Gebäude auf ihre Verwendbarkeit untersucht, wie z.B. das alte Schulhaus oder der Speicher des jetzigen Rathauses.

Eintragung als  e.V.

Zwischenzeitlich (1974) wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in einer Satzung beschlossen, den Verein unter dem Namen "Schützengesellschaft Weyarn 1867 e.V." in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Man gab sich aus diesem Anlaß das folgende Vereinsemblem:

Vereinsemblem

Schließlich entschied man sich 1975, mit dem TSV Weyarn zusammen, zu einem Neubau, dem heutigen Sport- und Schützenheim. Nach vielen Ausschußsitzungen, Verhandlungen mit der Gemeinde und unzähligen Überlegungen war auch die Finanzierung gesichert. Am 15.02.1977 wurde dann endlich der Humus abgeschoben, der Anfang von fast eineinhalb Jahren Bauzeit mit einigen tausend freiwilligen Arbeitsstunden. All jenen, die in dieser Zeit ihre Kraft und Freizeit zur Verfügung gestellt haben, sei nochmals herzlich gedankt. Denn was bei diesem Vorhaben an Ideen und Arbeitseinsatz eingebracht wurde, ist wirklich beachtlich. Verfolgt man das Protokollbuch dieser Zeit, kann man nur sagen, die Schützen können stolz sein auf ihr neues "Zuhause".

Das eigene Heim

Am 02.06.1978 traf die offizielle Erlaubnis zur Inbetriebnahme der Schießstätte ein. Doch es waren noch einige Stunden Arbeit nötig bis zur endgültigen Fertigstellung. Jugendkette
Aus Freude über die baldige Bezugsfertigkeit beschloß die Gesellschaft, ab sofort auch einen Jugendkönig mit einer eigenen Kette auszuschießen. Spontan spendeten Josef Würzhuber die Taler für den Kranz und Werner Münzinger das Mittelstück.


Am 30.09.1979 um 11:30 Uhr war es dann soweit: Schlüsselübergabe durch den Bürgermeister Engelbert Panzer und Einweihung durch HH. Dekan Oberberger. Bilder vom Schützenheimbau sind in dieser Galerie zu sehen.
Für den damaligen Schützenmeister Josef Würzhuber sen. war es ein erfolgreiches Jahr in vieler Hinsicht: so wurde er endlich Schützenkönig, sein Sohn Josef Vereinsmeister und dessen Sohn Josef der erste Jugendkönig.
Beim Standeröffnungsschießen vom 10. - 20. Oktober 1979 wurden von den 342 Teilnehmern insgesamt 27 349 Schuß abgegeben. 1980 stellte sich Josef Würzhuber nicht mehr zur Wahl. Er konnte auf insgesamt fast 50 Jahre Schützenmeister-Tätigkeit in den 2 Vereinen Thalham und Weyarn zurückblicken und wurde mit vielen Ehrungen aus seinem Amt verabschiedet.
An seine Stelle trat Manfred Lehner, der schon seit 1970 aktiv in der Vorstandschaft mitwirkte. Zunächst als Kassier und dann hat er als 2. Schützenmeister den Bau des Schützenheimes verantwortlich geleitet. Er entwickelte und baute bereits 1969 die ersten automatischen Scheibenzuganlagen und befreite die Schützen damit von der lästigen und zeitraubenden Kurbelei. Zum Dank für seine langjährige, verantwortungsbewußte Vereinsführung wurde er bei der Mitgliederversammlung vom 10. Januar 1992 zum Ehrenschützenmeister ernannt.

125 Jahre und noch nicht müde

Sein Nachfolger Peter Alkov führte nun den Verein in das 125. Jahr. Das Jubiläum wurde großartig gefeiert mit einem Festzelt und einem abwechslungsreichen Programm: Angefangen von einer Fallschirmspringergruppe, der Holzhacker-Meisterschaft, einem Hufeisenwettbewerb bis hin zu einer Losbude mit attraktiven Preisen, einer Feldmesse bei strahlenden Sonnenschein und einem unvergeßlich schönen Umzug mit 36 Vereinen, umrahmt von Böllerschützen. Anläßlich der 125-Jahrfeier wurde das folgende Vereinsfoto angefertigt. Mehr Bilder von der 125-Jahrfeier in dieser Galerie

Vereinsfoto 1992

Im gleichen Jahr wurde die Disziplin Luftpistole im Kranzlbetrieb eingeführt und nach einem Jahr Klaus Boldt als erster Pistolenkönig proklamiert. Pistolenkette Da sich die Fertigstellung der Mehrzweckhalle stark verzögerte, konnte das Gauschießen, das die Gesellschaft eigentlich im Jubiläumsjahr übernehmen wollte, nun doch erst 1993 abgehalten werden. Die Halle stand immer noch nicht zur Verfügung, so daß man alles auf 2 Schießlokale aufteilen mußte: in Neukirchen im Kleinschwärzer-Saal und im Schützenheim Weyarn. Trotz des erhöhten Personalaufwandes, der doppelten Ausstattung usw. konnte man insgesamt 862 Schützen in 12 Tagen erfolgreich abwickeln. 1994, anläßlich seines 75. Geburtstages, stiftete das Ehrenmitglied Paul Bleimeier eine Luftpistolen-Königskette. Somit können nun 3 Könige unsere Fahne begleiten.

Hier eine Übersicht aller Schützenkönige, soweit sie den Aufzeichnungen und den Namensschildern der Kette zu entnehmen waren.


Wir, der älteste Verein der Gemeinde Weyarn, wünschen uns auch für die folgenden Jahre Glück und Erfolg, damit wir einerseits das Gedankengut erhalten und bewahren, das unsere Gründer damals veranlaßte, die Gesellschaft ins Leben zu rufen, und deren Traditionen pflegen und andererseits aufgeschlossen sind, um uns den jeweiligen Anforderungen der Zeit zu stellen.



Verfasser: Ute Spurzem
aktualisiert von Peter Alkov



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